Links ist nicht gleich Links

Micro - 16.12.2025 – Linke, Gesellschaft, Politik

Das sogenannte linke Spektrum ist kein homogener Block. Im Gegenteil: Die Linke ist seit jeher tief gespalten. Die oft bemühte Vorstellung einer einheitlichen “Linken” verkennt, dass hier zwei grundsätzlich unterschiedliche, miteinander unvereinbare Politiklogiken unter demselben Etikett firmieren.

Diese fehlende Homogenität spaltet linke Strömungen deutlich. Viele rechte Bewegungen treten nach außen oft geschlossener auf.

Es gibt grundsätzlich 2 verschiedene und inkompatible Strömungen

Marx/Engels-Orthodoxe (Dogmatische Linke)

Diese Strömung zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Klassenkampf als primärer und oft ausschließlicher Deutungsrahmen
  • Moral entsteht aus der “richtigen” ideologischen Position, nicht aus konkretem Handeln
  • Abweichung gilt als Verrat oder als Ausdruck “falschen Bewusstseins”
  • Pluralität wird als bürgerliche Täuschung betrachtet
  • Legitimation erfolgt über Gesinnung statt über Ergebnisse
  • Moralische Überhöhung der eigenen Position

Diese Strömung ist strukturell autoritär, selbst wenn sie sich als emanzipatorisch bezeichnet.

Und es gibt:

Sozial-praktische Linke

Demgegenüber steht diese zweite Strömung, die sich wie folgt charakterisieren lässt:

  • Fokus auf konkrete soziale Verbesserungen
  • Pluralismus als notwendige Voraussetzung politischer Praxis
  • Betrachtet die Folgen ihrer Politik und betreibt keine Gesinnungsethik
  • Konflikte werden begrenzt, nicht maximiert
  • Übernimmt Verantwortung für reale gesellschaftliche Auswirkungen

Diese Strömung ist nicht kompatibel mit der marxistisch‑orthodoxen Politiklogik.

Funktionsweise der orthodoxen Linken

Die Inkompatibilität ergibt sich nicht aus persönlichen Eigenschaften, sondern aus der inneren Logik dieser Strömung.

A) Reinheitslogik

  • Spaltung
  • Eskalation
  • Feindmarkierung nach innen
  • Es gibt nur Gut und Böse, Schwarz oder Weiß (Binäre Logik)

Das ist kein Charakterfehler einzelner Akteure, sondern systemische Funktionsweise.

B) Moralischer Totalismus

Wer überzeugt ist, auf der “richtigen Seite der Geschichte” zu stehen, glaubt verzichten zu können auf:

  • Verhältnismäßigkeit
  • Selbstbegrenzung
  • Verantwortung für Folgen

Diese Kombination führt zwangsläufig zu:

  • Verleumdung
  • Drohungen
  • Zersetzung
  • Sprach‑ und Diskurskontrolle

Diese Strömung delegitimiert damit soziale Politik, weil sie linke Politik moralisch vergiftet. Dieses Verhalten treibt moderate Akteure aus Bündnissen, sie produzieren Zynismus und Politikverdrossenheit. Und das schlimmste, sie liefern dem Gegner perfekte Feindbilder!

Oder kurz; Sie zerstören die gesellschaftliche Anschlussfähigkeit linker Ideen.

Das Rechte davon profitieren ist kein Unfall, es ist ein Nebenprodukt ihres Politikstils.

Ein einfaches “Entlarven” ihres Handelns ist nicht möglich, da sie drei wesentliche Schutzmechanismen besetzen:

  • antifaschistisch
  • solidarisch
  • progressiv

Wer Kritik daran übt wird automatisch verdächtig. Denn jede Kritik wird mittels Opferumkehr umgedeutet in:

  • Angriff
  • Delegitimierung
  • rechte Argumentation

Sie entziehen sich damit sofort und bewusst einer inhaltlichen Auseinandersetzung. Es ist eine Asymmetrische Eskalation, denn sie sind bereit jeden noch so kleinen Konflikt maximal zu eskalieren. Viele Linke ziehen sich deswegen zurück, weil es Kraft, Zeit und Gesundheit raubt. Damit ist es kein Sieg der Argumente, es ist Zermürbung.

Es ist historisch belegt, diese Orthodoxe Linke ist ein wiederkehrendes Muster und kein Einzelfall!

  • SPD-Spaltung
  • KPD vs. Sozialdemokratie
  • Teile der 68er Bewegung
  • Piratenpartei
  • Occupy

Es ist immer gleich:

  • innere Eskalation
  • moralische Säuberung
  • gesellschaftliche Isolation
  • Zusammenbruch

Und das nicht weil sie alle “zu links” waren, sondern weil sie pluralistische Politik zerstört haben.

Warum diese Orthodoxe Linke nur rechten Akteuren nutzt?

  • Diskreditierung sozialer Anliegen
  • Abschreckung moderater Unterstützer
  • Vereinfachte Feindbilder
  • Legitimation autoritärer Gruppen

Gibt es ein Kraut dagegen?

Eine Grundregel ist entscheidend!

  • Greife nie ihre Moral an!
  • Greife ihre Wirkungen an.

Moral ist ihr Schutzschild, die realen Folgen sind ihr wunder Punkt.

Eines ist jedoch sicher, deren Politiklogik ist nicht reformierbar. Man muss diese begrenzen, nicht integrieren.

Ich nenne diese Gruppierung “Linkshirnverwirrt”: Akteure, die sich als links verstehen, jedoch mit autoritären, strukturell rechten Handlungsmustern agieren.

Was heißt das nun eigentlich für die Partei “Die Linke”?

Will linke Politik langfristig gesellschaftlich wirksam bleiben, muss sie sich klar von jeder Form marxistisch‑orthodoxer Dogmatik lösen. Ein Denken, das politische Legitimität aus ideologischer Reinheit ableitet, darf in Zukunft keinen Platz mehr haben. Die Vorstellung eines permanenten “Kampfs des Proletariats” ist historisch überholt und gesellschaftlich nicht mehr anschlussfähig. Erst durch die konsequente Abkehr von dieser Orthodoxie kann “links” wieder als pluralistisch, sozial und zukunftsfähig wahrgenommen werden.

Anwendungsbeispiele der beschriebenen Politlogik

Zur Klarstellung: Die hier beschriebene orthodox-autoritäre Politiklogik ist nicht auf eine einzelne Organisation oder Szene beschränkt. Sie tritt in unterschiedlichen Kontexten auf - unabhängig von Selbstbezeichnungen oder thematischen Schwerpunkten.

So lassen sich bestimmte Strömungen innerhalb der Antifa, insbesondere antipluralistische und antideutsche Ausprägungen, klar dieser Logik zuordnen. Nicht wegen ihres antifaschistischen Anspruchs, sondern wegen der verwendeten Methoden: moralischer Absolutheitsanspruch, Freund-Feind-Dualismus, Delegitimierung abweichender Positionen und die Bereitschaft zur Eskalation unabhängig von gesellschaftlichen Folgen.

Ähnliches gilt für den Schwarzen Block als Aktionsform. Der klassische Anarchismus ist grundsätzlich anti-autoritär und damit nicht marxistisch-orthodox. Dennoch folgt der Schwarze Block häufig einer funktional autoritären Eskalationslogik, bei der Gewalt, Zerstörung und maximale Konfrontation als moralisch legitimiert gelten - mit absehbar destruktiven Effekten für Bündnisse und gesellschaftliche Akzeptanz.

Auch Bewegungen wie die “Letzte Generation” sind nicht marxistisch-orthodox im ideologischen Sinne. Ihre Forderungen sind konkret und ihr Problemsetzung real. Dennoch zeigen sich methodische Parallelen: moralischer Totalismus, Rechtfertigung von Zwang durch Dringlichkeit und die bewusste Inkaufnahme gesellschaftlicher Polarisierung. Hier handelt es sich weniger um Klassenkampfrhetorik als um moralischen Aktivismus mit autoritären Tendenzen.

Der gemeinsame Nenner all dieser Beispiele ist nicht Ideologie, sondern Politikstil:

Moral ersetzt Handlung, Eskalation ersetzt Überzeugung.

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Definition Linkshirnverwirrt; Akteure, die sich als links verstehen, jedoch mit autoritären, strukturell rechten Handlungsmustern agieren.
Definition Linkshirnverwirrt; Akteure, die sich als links verstehen, jedoch mit autoritären, strukturell rechten Handlungsmustern agieren.